13. Oktober 2025Forfait-Niederlage

Was für bewegte Tage! Am Sonntag ein Spiel für die OB-Geschichtsbücher: Dank einer begeisternden zweiten Halbzeit besiegt Basel das favorisierte Rorschach und steht sensationell im Playoff-Halbfinal. Strahlende Gesichter, überwältigende Freude, grosse Anerkennung für eine ausserordentliche Leistung. Am Montag die Auslosung der nächsten Runde: Es wird Jester 04 Baden, ein Klassiker. Sieben Mal sind die beiden Teams in der Second League schon aufeinandergetroffen, oft waren es umkämpfte, spektakuläre Partien. Gespielt wird in zwei Wochen in Appenzell, die Vorfreude ist riesig. Das Grinsen kriegen die Olympique-Akteure auch am Dienstag noch nicht aus dem Gesicht. Es scheint, als fänden die drei schönsten Tage für manche Basler bereits eine Woche früher statt. Am Mittwoch dann die Nachricht des Verbands, ein Schock: Das Spiel werde als Forfaitniederlage gewertet, da OB mit Kevin Rengifo einen Spieler eingesetzt habe, der nach seiner vierten Verwarnung, die er im letzten Gruppenspiel gegen Kuna Küssnacht erhalten hat, gesperrt gewesen sei. Seither fragt sich die halbe Futsal-Schweiz, wie es so weit kommen konnte. Offensichtlich war es auf Seiten von Olympique niemandem bewusst, dass Kevin gegen Benfica nicht hätte spielen dürfen, ansonsten wäre man das Risiko sicherlich nicht eingegangen. Offenbar konnte der Spieler auf dem elektronischen Portal problemlos für das Spiel ausgewählt werden, ohne dass das System eine Warnung angezeigt hat. Ebenso haben die Schiedsrichter nichts bemerkt: Weder bei der Spielerkontrolle vor dem Spiel noch beim Übermitteln des Spielberichtbogens ist irgendjemandem etwas aufgefallen, ansonsten hätte der SFV am Montag kaum die Auslosung vorgenommen. Es scheint also problemlos möglich, selbst in einem derart wichtigen Spiel einen gesperrten Spieler einzusetzen, ohne dass dies von offizieller Seite registriert wird! Der Grund, warum die Sache dennoch ans Licht gekommen ist, liegt wohl in Kevin Rengifos Berühmtheit. Benfica hat sich anscheinend gut auf das Spiel vorbereitet und sich im Vorfeld mit der Mannschaft von Olympique auseinandergesetzt. Dass OB seit dieser Saison einen ehemaligen venezolanischen Nationalspieler beschäftigt, hat in der überschaubaren Futsalszene natürlich gewisse Wellen geschlagen. Entsprechend dürfte Rorschach froh gewesen sein, als sie feststellten, dass Rengifo nach seiner vierten Verwarnung im Viertelfinal gesperrt sein würde. Um so erstaunter waren sie, als er trotzdem auflief und dem Spiel mit seinem Ausgleichstreffer kurz nach der Pause einen entscheidenden Impuls verleihen konnte. Dass es auf Seiten von Rorschach bekannt war, dass Rengifo gesperrt ist, beweist immerhin, dass die Information vorgängig irgendwo zu finden gewesen wäre. Anders als Olympique, das schon seit einiger Zeit keine gesperrten Spieler mehr gehabt hat, hat Benfica in dieser Saison diesbezüglich einige Erfahrungen sammeln dürfen. Nun steht Rorschach also trotz der deutlichen Niederlage im Playoff-Halbfinal und darf sich gute Chancen ausrechnen auf den Aufstieg in die Premier League. Daneben produziert die Posse jedoch vor allem Verlierer: eine herausragende sportliche Leistung entpuppt sich letztlich als wertlos; ein Benfica-Akteur bricht sich bei einer Rettungsaktion, die sich im Nachhinein als unnötig herausstellt, den Unterschenkel; und der Verband, der Futsal in der Schweiz so gerne professionalisieren möchte, zeigt ein weiteres Mal auf, dass es bis dahin noch ein langer Weg ist. Alles an dieser Geschichte ist verrückt, surreal, unfassbar. #futsal